Montag, 29. März 2010

Nordlichter, Northern Lights, Aurora Borealis!

Nordlichter sind kurz gesagt geladene Teilchen des Sonnenwindes, die auf die Erdatmosphaere treffen und die man bei Dunkelheit von den Erdpolen aus beobachten kann. Gruen ist die haeufigste Farbe, bei sehr starken Sonnenstuermen sind sogar rote, violette und blaue Lichter sichtbar. Formen und Geschwindigkeit sind sehr unterschiedlich.





Als der Himmel vor mehr als zwei Wochen abends sternenklar war, haben Drew und ich einen netten Aussichtspunkt auf einem Huegel fernab der Stadtlichter aufgesucht. Schon aus dem Auto heraus konnten wir das gruene Leuchtband am Himmel sehen. Bewaffnet mit Decken und Pfefferminztee sassen wir also knapp eine Stunde auf dem Huegel und haben uns dieses Naturspektakel in Breitwandformat angesehen und dabei kaum mehr als uiii, wooow und woah rausgebracht. Natuerlich habe ich versucht, Fotos zu machen. Aber schwarze Bilder mit gruenen Flecken sind nicht sehr repraesentativ und deshalb versuche ich, es nur zu beschreiben: Stellt Euch einen sternenklaren Himmel vor. Ueber fast die gesamte Horizontbreite erscheint ploetzlich ein gruener Regenbogen. Dieser faengt dann ploetzlich an, sich zu bewegen und wie ein Band im Wind zu flattern. Anschliessend explodiert er im Zeitlupentempo und verschwindet wieder. Rechts im Bild schiesst anschliessend ein weiterer gruener Strahl ueber den Horizont und die Nordlichter gehen in eine neue Runde. Um den Kitsch perfekt zu machen, zischten auch ein paar Sternschnuppen vorbei und ein Elch lief durchs Bild... Ich wiederhole: Wooow!
Das beindruckenste Nordlicht habe ich dann allerdings waehrend meines bislang abenteuerlichsten Trips gemacht: Eine kleine Arktisexpedition nach Coldfoot und Wiseman. Aber mehr dazu in meinem naechsten Beitrag ;)

Donnerstag, 25. März 2010

Wasser

Wasser in seinen verschiedensten Erscheinungsformen ist hier wirklich ein spannendes Thema.


Dry cabin: Standardmaessig gehoert zu einer Cabin auch ein Outhouse, was sich doch auch viel netter anhoert als Plumpsklo. Und Ja, es gehoert schon ein bisschen Ueberwindung dazu, nachts bei minus 30 Grad durch den Schnee dorthin zu stapfen.

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(Matts und Mandys Outhouse)



Eis: In Fairbanks finden jaehrlich die World Ice Art Championships statt. Nicht nur dort befinden sich Eisskulpturen, sondern ueberall in der Stadt. Tja, die Leute haben hier halt einfach andere Hobbies (Eisklettern ist auch sehr populaer).

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(Von exotischen Tieren bis zu riesigen Tempelanlagen)



Trinkwasser: Entweder man faehrt zu einer der Wassertankstellen, laesst sich von ihnen beliefern oder man sucht ein wenig ausserhalb eine Quelle auf und hat frisches, natuerliches Wasser und nicht diese Chlorbruehe, die aus den Wasserleitungen kommt.

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(Notiz an unserer Zapfsaeule)



Permafrost: Permafrost sorgt nicht nur dafuer, dass viele Baeume keinen Halt in der Erde finden und schief und krumm in der Gegend rumstehen. Es hat mir auch eine unruhige Nacht beschert. Elise und Luke hatten naemlich vergessen, mir vor der ersten Nacht zu sagen, dass ihr Haus auf Permafrostboden steht, der in den letzten Jahren arg geschmolzen ist. Das hat dafuer gesorgt, dass (wie viel andere Bauten auch), ihr Haus langsam im Erdreich versinkt. Nun ist es so, dass dies nicht geraeuschlos passiert und es permanent laut knarzt und kracht, sodass man denkt, ein Abrissbagger macht sich an den Aussenwaenden zu schaffen.



Schnee: Der schmilzt langsam, da schon seit Tagen Temperaturen ueber den Gefrierpunkt herrschen (und unglaublich viele Menschen in T-Shirts und kurzen Hosen rumlaufen...). Als ich noch in der Stimmung war, ein Iglu zu bauen, war es leider noch zu kalt und daher der Schnee staubtrocken. Wird wohl nichts mit meinem Iglu...



Bier: Ohne Bier geht hier gar nichts! Es gibt unzaehlige grosse und kleine Brauereien in Alaska und ich kann schon gar nicht mehr zaehlen, wie oft mir schon Bier angeboten wurde. Darueber hinaus gibt es Beck's-Sorten, die mir noch nie ueber den Weg gelaufen sind (z.B. dunkles, herbes Beck's dark?!)

Chena Hot Springs

Wie schon erwaehnt gibt es in einer "dry cabin" kein fliessendes Wasser. Und da die Morgentoilette mit Kanistern ein wenig umstaendlich ist und die Bezahlduschen in der Stadt meist sehr ungemuetlich sind, fuhren wir (Matt, Mandy, ein Cabinnachbar und ich) nach drei Tagen spontan nach Chena Hot Springs, eine Stunde nord-oestlich von Fairbanks. Die beiden haben dort mal laengere Zeit gearbeitet und so war nach einer Runde Langlaufski der Eintritt zur Quelle sowie die darauf folgenden zahlreichen Bierrunden in der Bar fuer lau :) In Chena wimmelt es uebrigens vor japanischen Senioren, die auf Nordlichter warten, da dies angeblich zu den Dingen gehoert, die ein Japaner gesehen haben muss, bevor er stirbt. Leider war es bewoelkt und so musste ich mich noch ein wenig gedulden, bis ich meine ersten Northern Lights zu Gesicht bekommen sollte.


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(Einmal eintauchen, die Ruebe kurz aus dem Wasser halten und fertig!)

Freitag, 19. März 2010

Fairbanks 2

So Kinners, nun gibt es erstmal eine kurze Einfuehrung zu Alaska und Fairbanks, damit Ihr auch eine Ahnung habt, wo ich hier stecke und damit man das Lesen des Blogs unter Bildung verbuchen kann:

Auf Karten wird Alaska gerne mal vergessen, da es keine direkte Grenze zum Rest des Amilandes besitzt. Oder es wird stark verkleinert abgebildet. In Wirklichkeit macht der 49. Staat, der letztes Jahr sein 50jaehriges Jubilaeum feiern durfte, 20% (!) der Gesamtflaeche der USA aus, auch wenn nur 0,22% (ca. 700000 Personen) der Gesamtbevoelkerung hier lebt.
Nachdem die Ureinwohner (Natives) -ueber die Bering See aus Asien kommend- die ersten waren, die Alaska (und den amerikanischen Kontinent ueberhaupt!) besiedelten und jahrtausendelang in Ruhe gelassen wurden, waren es erst die Russen und dann die Briten, die ernsthaftes Interesse an dem Land zeigten, das heute den Beinamen The Last Frontier traegt. Es wurden ein paar Handelsposten in der spaeteren Kolonie Russisch-Alaska errichtet, der Pelzhandel florierte und die Ureinwohner gewoehnten sich einigermassen an ihre neuen Nachbarn. Russland konnte sich gegenueber den anderen Kolonialmaechten, die Ansprueche stellten, behaupten und war letztendlich 1867 doch dazu gezwungen (u.a. aufgrund von Verwaltungsschwierigkeiten und Kriegsschulden), Alaska an die Amerikaner zu verkaufen. Man kann es auch Verramschen nennen, denn mit 7,2 Mio. Dollar fuer ein immenses Stueck Land voller Gold, Diamanten und Oel wurde der Alaska Purchase zu einem der billigsten Landkaeufe aller Zeiten. Die Bodenschaetze wurden zugegebenermasse erst spaeter entdeckt und die Russen aergern sich sicherlich auch heute noch ueber den Verkauf. 29 Jahre spaeter war es soweit: 1896 Goldrausch am Klondike (Kanada)! Tausende machten sich auf den Weg Richtung Norden und versuchten sich im Goldschuerfen, gerne auch als Betreiber eines Geschaeftes oder eines Saloons. Und da sowas wie Infrastruktur (inkl. Polizei) praktisch nicht existent war, kamen ebenfalls viele fragwuerdige Gestalten... Es wurde laufend von neuen Goldfunden berichtet und die Weissen machten sich in Alaska breit. Sie schossen rund um die Uhr auf alles, was einen Pelz bzw. Fleisch auf den Rippen trug und rotteten somit fast nach und nach die Lebensgrundlage vieler Indianerstaemme aus. Ganz zu schweigen von den eingeschleusten unbekannten Krankheiten, die ganze Dorfgemeinschaften dahinrafften.
Nach Ende des letzten grossen Goldrausches gingen viele Menschen wieder zurueck in ihre alte Heimat. Andere wiederum blieben in den Staedten und Doerfen, die sie gegruendet hatten und die zum Teil auch heute noch existieren. Seit einiger Zeit lebt es sich hier trotz der klimatischen und geographischen Bedingungen doch recht komfortabel. Jeder Einwohner, der sich laenger als 9Monate im Jahr in Alaska aufhaelt, wird am Gewinn aus den milliardenschweren Oelgeschaeften des Staates beteiligt (Alaska Permanent Fund). Das Geld gleicht ein wenig die hoeheren Lebenshaltungskosten aus. Aber auch Wal Mart und Co. haben dafuer gesorgt, dass die Lebensmittelpreise (zumindest in den Staedten) gesunken sind und alles was man zum Leben braucht (oder auch nicht) verfuegbar ist.
Seit 51 Jahren teilen sich also nun die unterschiedlichsten Menschen den Staat Alaska (alleutisch Alaxsxag = Land, in dessen Richtung der Ozean strömt): russisch sprechende Nachfahren von orthodoxen Pelzhaendlern, amerikanisierte Japaner, irischstaemmige Baerenjaeger, teils noch recht traditionell lebende Eskimos (Inupiat und Yup'ik, "Eskimo" ist uebrigens politisch absolut korrekt!), zugereiste Waffennarren aus den Lower 48, die in den USA prozentual meisten Indianer (Atabasken, Tlingits, Alleuten etc.) viele Menschen mit deutschen Nachnamen und eine Menge anderer...

Die Geschichte von Fairbanks ist schnell erzaehlt: Ein Hochstapler namens E.T. Barnette charterte 1901 einen Raddampfer und machte sich mit einer Menge Gepaeck auf gen Norden. Im Niemandsland Zentralalaskas am Ufer des Chena River errichtete er, in der Absicht der Gruendung eines neuen Boomtowns, einen Versorgungsposten. Nachdem er auf einen Italiener gestossen war, der eine winzige Menge Gold gefunden hatte, entsandte er seinen Koch, damit dieser von gigantischen Goldfunden berichtete. Die Leute machten sich scharenweise auf den beschwerlichen und nicht ganz ungefaehrlichen Weg und die Kasse Barnettes klingelte. Als sie feststellten, dass es sich sich bei dem Fund nur um eine geringe Menge handelte und Barnette sie abzog, haetten sie fast den Koch gelyncht, dass er sie dorthin gelockt hatte. Dieser konnte froh sein, als wenige Zeit spaeter weiter noerdlich von Fairbanks (benannt nach einem Senator aus Indiana) tatsaechlich groessere Nuggets und Goldstaub zu Tage gefoerdert wurden. Barnette hatte es in der Folgezeit trotz zahlreicher illegaler Machenschaften immerhin zum Bankbesitzer und Buergermeister gebracht. Nachdem er 1912 in einem spektakulaer unfairen Prozess freigesprochen wurde, verliess er die Stadt und wurde dort auch nie mehr gesehen.
Heute ist Fairbanks mit laecherlichen 35000 Einwohnern die zweitgroesste (!) Stadt Alaskas! In Downtown Fairbanks sind noch die Anfaenge als Goldgraeberstadt sichtbar und werden (allerdings nur im Sommer) touristisch vermarktet. Um die Golden Heart City (offizieller Beiname) herum hat sich ein - angeblich selbst fuer amerikanische Verhaeltnisse uebertrieben -ausgedehntes Areal aus Highways, Fast Food Drive Ins, Wohnvierteln und Shopping Centers gebildet. Ein wahres Highlight ist die University of Alaska, die neben der groessten Bibliothek des Staates und vielen interessanten Forschungseinrichtungen auch das absolut empfehlenswerte Museum of the North beheimatet. Die Uni wurde 1917 hoch oben auf einem Huegel als Agrar- und Minenschule gegruendet und ich kann seit ueber einer Woche den Campus mein Zuhause nennen.
Gold wird uebrigens rund um Fairbanks immernoch zahlreich abgebaut, wenn auch nicht mehr von Hand, sondern mittels schwerer Geraete.

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(Native family in Downtown)

Couch Nr.1: Das war gleich zu Anfang eine sehr alaskanische Erfahrung! Matt (aus New Jersey) & Mandy (aus Wisconsin) wohnen mit ihren 6 Huskies ein paar Meilen ausserhalb von Fairbanks in einer dry cabin. "Dry" steht in diesem Fall fuer "ohne fliessend Wasser". Der Wald, in dem neben ihrer Blockhuette noch weitere stehen, gehoert Brent, einem profesionellen Hundeschlittenfahrer. Dessen 42 (!) Huskies befinden sich an zwei unterschidlichen Orten und deshalb versorgten meine beiden Gastgeber die in Fairbanks verbliebenen 12, waehrend Brent sich irgendwo im Norden bei seinen anderen Schuetzlingen aufhielt. Da Matt gerade saisonbedingt arbeitslos ist und Mandy momentan nur 3x die Woche kellnert, haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht: Morgens gemeinsam gefrorene Hundescheisse sammeln und Fuettern, die Gegend erkunden (die "Strassen" haben alle so verheissungsvolle Namen wie Goldstreamroad, Aurora Borealis Lane und Bonanza Trail) , Trinkwasservorrat besorgen, kochen, der eine oder andere Barbesuch, Basketball gucken, quatschen, nach Chena Hot Springs (mehr dazu spaeter) fahren... und natuerlich Hundeschlitten fahren (Dogmushing) :) Irgendwie hatte ich mir so eine Fahrt beschaulicher vorgestellt. Aber nicht umsonst heisst es HundeschlittenRENNEN... Ich sass also schon vorne im Schlitten, waehrend Mandy die Hunde in Position brachte (darunter auch ein paar von Brent, die regelmaessig am legendaeren Yukon Quest teilnehmen), und dachte ernsthaft ueber den Weissabgleich meiner Kamera nach, mit dem irgendwas nicht stimmte. Dann musste ich diese bei Seite packen, da mir Mandy einen Wurfanker und ein Seil in die Hand drueckte. Anschliessend war an Fotografieren nicht mehr zu denken. Mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit praeschten wir naemlich bergauf und -ab durch die Wildniss. Dabei hoben wir ein paar mal mit dem Schlitten in die Luft ab, erschreckten einen in unserem Weg stehenden Elch (mein erster Elch!) und verfehlten ein Kurve... Tja, was soll ich sagen? Das erste was mir dazu einfaellt ist eigentlich nur "schnell, spassig, mehr davon". Leider handelt es sich um ein sehr zeit- und auch kostenintensives Hobbie, ansonsten waere ich dabei! Abends erzaehlten mir die beiden, dass ein paar der Hunde ueberraschenderweise sehr gelassen auf den Elch reagiert haetten. Das sei nicht immer der Fall. Es ist waehrend eines Rennen schon vorgekommen, dass die Hunde einfach nicht weiterlaufen wollten und schliesslich vom Elch totgetrampelt wurden. In dem Zusammenhang merkten sie kurz an, dass jaehrlich mehr Menschen in Alaska durch Elche als durch Baeren getoetet werden! Das ist mir sofort wieder eingefallen, als ich am naechsten Tag bei meinem Spaziergang durch den Wald ploetzlich mutterseelenalleine direkt vor solch einem Vierbeiner stand. Letztlich haben wir beide uns nur eine halbe Ewigkeit angestarrt und dann ist er einfach weitergetrottet und hinter den Baeumen verschwunden. Ja, aufregend...
Von den Hunden duerfen uebrigens nur zwei in die Cabin. Solo, die vor ein paar Monaten eine Pfote lassen musste, da sie in eine Falle gelaufen war, und Swede, die Mutter. Ich war ziemlich ueberrascht, dass sich bis auf ein, zwei sehr temperamentvolle Ausnahmen alle Hunde (auch Brents) als Haustier eigenen wuerden. Allerdings duerfte man sie dann nicht zusammen frei laufen lassen, bzw. nur einen zur Zeit. Sobald sich naemlich zwei dieser wunderbaren Hunde ohne Leine treffen, pfeifen sie auf ihre Domestizierung und streunern gemeinsam tagelang durch die Gegend. Huskies sind in der Tat noch sehr wolfsaehnlich und so habe ich einmal nachts auf dem Weg zum Outhouse einem Heulkonzert, an dem sich offensichtlich alle Nachbarhunde (insesamt ca. 70) teilgenommen haben, lauschen duerfen. Beeindruckend! Und ja, liebe Schweenja, ich habe auch kurz fuer uns beide mit eingestimmt ;)
Nach 5 Naechten in der Cabin habe ich Platz gemacht fuer die Teilnehmer eines Dogmushing-Workshops und Matt war so nett und hat mich zu meinen naechsten Gastgebern in der Naehe des Campus kutschiert.

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(Solo vor der Cabin)


Couch Nr. 2 (eigentlich einDoppelbett im Gaestezimmer): Der Besuch bei Elise und Luke (zwei waschechte Alaskaner!) war kurz, aber nicht unspannend. Ich stiess abends dazu, als Luke und sein bester Freund Drew dem Couchsurfer aus Texas (der eine aehnliche Einreiseodyssee wie ich hatte, allerdings nach Kanada) spannende Outdoorgeschichten erzaehlte. Auf einem Baeren, der Teil einer dieser Geschichten war, nahm ich Platz und bekam selbstverstaendlich erstmal ein Bier in die Hand gedrueckt. Da Elise (es war gerade Spring break) spontan zu ihren Eltern nach Valdez einige hundert Meilen weiter suedlich fuhr und den Texaner mitgenommen hatte, waren am naechsten Tag nach dem Fruehstueck nur noch Luke, Drew (ein Dauergast) und ich "zuhause". Luke, der als Buschpilot arbeitet, hatte fuer die kommenden Tage einen laengeren Aufenthalt im Norden auf dem Zettel, weshalb mir Drew fuer das vor der Tuer stehende Wochende seine Couch anbot. Ich verbrachte also vor meinem Umzug noch eine weitere Nacht in meinem Zimmerchern, dass sich - nachdem Luke die Schranktuer offen gelassen hatte - als eine als Gaestezimmer getarnte Waffenkammer entpuppte.


Couch Nr. 3: Drew's Mitbewohner - den man nicht gerade als Sympathiebolzen beschreiben kann - war nicht da und so konnte ich das Wohnzimmer und die dortige Couch in Beschlag nehmen. Drew kommt eigentlich aus Montana (er ist dort mit Elise und Luke zur Schule gegangen) und hat oefter anklingen lassen, dass ihn der dunkle und lange Winter hier oben fast um den Verstand gebracht haette und auch sonst wirkte er in manchen Augenblicken noch ein wenig... nun ja, depressiv verstimmt (oder es liegt daran, dass er Philosophie studiert?!) . Zum Glueck schien das ganze Wochenende die Sonne (seit meiner Ankunft war es fast nur bedeckt) und Drew konnte sein Auto reparieren, sodass wir richtige Plaene fuers Wochenende schmieden konnten: Einkaufen (bei den ganzen Familiy Size-Packungen bekommt man ja schon Transportprobleme, wenn man nur einen Kuchen backen moechte), die Bibliothek aufsuchen (endlich Internet und nicht nur ein lahmes iPhone), Nordlichter gucken, zum Konzert fahren, das erste Mal Downtown besichtigen...
Waehrend ich dort wohnte, schrieb mich ein mir bislang unbekannter Couchsurfer an. Ryan hatte auf der Seite gesehen, dass ich mich in Fairbanks eingeloggt hatte und fragte, da er im Mai nach Deutschland fliegt, ob wir uns auf einen Kaffee treffen koennten. Da die Rueckkehr des unbeliebten Mitbewohners naeher kam und ich zwar wieder in meine vorherige Bleibe haette ziehen koennen, dort aber alleine gewesen waere, sagte ich nicht nur zum Kaffee ja, sondern organisierte sogleich auch meine naechste Bleibe.
Kurz bevor ich mich am Montag abend auf zu Ryans und meinem Treffpunkt machte, bekam ich zufaellig Drews Telefonat mit seiner Mutter mit: Es sei das beste Wochenende seit Ewigkeiten gewesen. Jepp, es war wirklich toll!
Falls Ihr irgendwann mal von einem Typen hoeren solltet, der sich mit einem Boot ein paar Tausend Meilen von Montana bis New Orleans hat treiben lassen: Das ist Drew! Nachdem ich ihm bei einem seeehr langen Abendessen klargemacht habe, dass ich vor meiner Abreise vielen Leuten begegnet bin, die meine Plaene merkwuerdig fanden und dass ich trotzdem an seinem Tisch sitze... ja da hat er es dann auch geschnallt, dass man Plaene einfach umsetzen sollte und basta. Im August soll es losgehen, ich bin gespannt!

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(Ich glaube, ich habe noch nie in einem Haus mit so kleinen Fenstern gewohnt...)


Couch Nr. 4: Ich habe nun schon unglaubliche neun (!) Naechte bei Ryan und seinen drei Mitbewohnern im Students Appartment verbracht und habe mich wirklich sehr gut eingelebt! Hier eine Kurzbeschreibung meiner derzeitigen Wohnsituation:

Mitbewohner: - Ryan, Musikfreak aus New Mexico. Studiert Japanisch und ist nur fuer zwei
Auslandssemester in Fairbanks
- Alex, die Labertasche. Aufgewachsen in Wiseman (derzeit 19 Einwohner)
noerdlich des Polarkreises und Ryans Europatripbegleitung
- AJ aus der Naehe von Seattle. Irgendwie weiss keiner so genau, was er macht.
Wir wissen nur, dass er es in Fairbanks macht, weil es im Vergleich zum Rest
der USA viel billiger ist. Hat nachts immer Zeit, mit mir Mario Kart zu daddeln
- David, ein mehr als christliches, alaskanisches Urgestein. Singt - wenn er nicht
seinen vielen skurrilen sportlichen Hobbies nachgeht (schonmal was von
Broomeball gehoert?!?) - in seinem Zimmer Kirchenmusik (Tontrefferquote
40-50%)!

Couch:
Ich habe die Wahl zwischen zwei Sofas im Wohnzimmer eines unglaublich luxurioesen Studentenwohnheims, das sich ganz oben auf dem Berg befindet. Von der Kueche aus bzw. der Terasse davor habe ich bei gutem Wetter einen fantastischen Panoramablick auf die Alaska Range, zu der auch der Mount McKinley gehoert (von allen nur Mount Denali genannt). Von hier aus sind es nur ein paar Schritte zum UAF Trail, wo ich, vorbei einer Moschusochsenfarm, Satellitenanlagen und ueber gefrorene Seen, kilometerweit Skilanglaufen kann. Natuerlich sind auch das Museum, die Bibliothek (mit unglaublich viel Alaskaliteratur), das College Coffeehouse (Kaffee, Konzerte, Rumhaengen) in Laufweite. Das einzige, was nicht in Reichweite liegt, ist Downtown (aber da liegt ja eh der Hund begraben) und leider auch Supermaerkte... Man muss schon einen der seltenen Busse erwischen, die tagsueber auf einer Hand voll Routen die Stadt durchqueren. Ansonsten ist man hier echt aufgeschmissen. Gluecklicherweise trifft man oft auf Leute, die einen ein Stueck mitnehmen und sich waehrenddessen immer fuer die lausigen Busverbindungen entschuldigen und auch dafuer, dass diese Stadt ein Dorf aus Highways ist.


So wie es aussieht, werde ich mir Anchorage erst im Sommer genau anschauen und erst kurz vor Flug runterfahren... Es ist nicht so, dass ich mich hier eingenistet habe und sie mich nicht loswerden, sondern ich werde geradezu genoetigt, laenger zu bleiben! Und hey, das mache ich sogar sehr gerne :) Irgendwie fuehlt es sich so an, als haette ich mit ein paar Leuten ein Ferienhaus gemietet. AJ, der einen Studentenjob an der Uni hat, laesst uns umsonst bowlen, Billard spielen, oeffnet mit seinem Generalschluessel Alex und mir alle Tueren (der ganze Campus ist untertunnelt) und wir arbeiten nachts gemeinsam an unseren Mario Kart Skills. Mit Ryan und Alex habe ich eine wunderbare Europareiseroute ausgetueffelt und wir gehen liebendgerne kaffeesieren bzw. tauschen Musik aus. Und auch mit David, dem komischen Kauz, verbindet mich mitlerweile das allmorgendliche Seriengucken. AllMORGENTLICH muss ich ein wenig anders auslegen. Da sich das Wohnzimmer aufgrund von Videoabenden und Dauerbesuchern im Schnitt erst gegen 2, 3 Uhr Uhr nachts leert und dann auch noch erst Nintendo ansteht, hat sich mein Tagesrythmus mal wieder arg nach hinten verschoben... Das macht aber ja auch nichts, ich habe die meiste Zeit nicht sehr eilig :)
So, nun muss ich mich aber doch ein bisschen beeilen. Heute abend gehen wir naemlich ins Theater. Hoert, hoert! Sweeney Todd steht auf dem Programm. Und vorab muss ich noch ein paar Dinge fuer meine morgige Ueberschreitung des Polarkreises klaeren.
Von einer wunderbaren Sache muss ich Euch nun aber doch noch erzaehlen: Wir waren "Schlittenfahren"! Eigentlich wollten wir die Badewanne nehmen, die die Herrschaften auf dem Sperrmuell gefunden hatten, aber fuer die geeignete Modifikation fehlte uns leider das passende Werkzeug. Gluecklicherweise sind die Plastikdeckel der Uni-Muellcontainer ohne weiteres abzubauen. AJ und Alex hatten also um Mitternacht zwei davon besorgt und Ryan, einen Kumpel und mich am Hang getroffen. Das sah schon moerderisch aus, diese verammt lange, steile, leicht vereiste Buckelpiste. Aber irgendwie konnten wir dann doch kurz unsere Vernunft ausschalten und sind runter geduest. Das habe ich ein paar mal gemacht, bis ich mir waehrend einer Art Schildkroetenpirouette den Kopf stiess und einen leichten Brummschaedel davon trug. Wenn wir nun bei Tageslicht unten vor dem Berg stehen koennen wir es selbst nicht glauben. Aber der heftige Muskelkater am naechsten Tag (schlimmer als nach dem ersten mal Langlauf) hat uns was anderes erzaehlt...











Freitag, 12. März 2010

Fairbanks

Die letzten Tage vor Abflug waren - wie sollte es auch anders sein - recht stressig. Angefangen bei zwei abgelehnten Kreditkartenantraegen (das Stueck Plastik ist hier leider existentiell und wird mir nun doch evtl. hinterhergeschickt), zwei Weissheitszahn-OPs bis hin zur Beantragung einer gesonderten Einreiseerlaubnis (Ich bin ein paar Stunden vor Ablauf der Frist zufaellig darauf gestossen, dass man seit Januar online - und zusaetzlich zum normalen USA-Einreisezirkus - einen Antrag stellen muss...). Darueber hinaus habe ich beim Packen die ganze Zeit meine braune Fellmuetze vermisst, die ich in der Schwankhalle im Bueroflur vermutet habe, wo sie allerdings nicht war :( Wuerde mich sehr ueber eine Nachricht freuen, falls jemand ueber sie stolpert.
Nun gut, irgendwie habe ich es dann ja doch irgendwie gebacken bekommen, meinen Trekkingrucksack bis zum Maximum zu fuellen, auch dem Ukulelencase jeden Kubikzentimeter Luft abzuringen und mich von meiner Familie netterweise fruehmorgens zum Hamburger Flughafen kutschieren zu lassen.
In Hamburg war ich auch viel zu sehr mit der Sortierung meines Handgepaecks beschaeftigt, um zu realisieren, dass ich mich im Wartebereich direkt neben Alice Cooper gesetzt hatte. Erst als ich mich genauer mit der Frage beschaeftigte, warum neben mir ein Opa in Rockerkluft sitzt, habe ich ihn mir genauer angeschaut... Als wir ein paar Minuten spaeter gemeinsam an Bord gegangen sind, ist mir dann auch schlagartig bewusst geworden, dass die Reise tatsaechlich begonnen hat und mich eine ganze Menge Rock'n Roll erwartet :)
Nach einem unglaublich dekadenten Flug (Beinfreiheit, persoenliches MultimediaEntertainmentSystem und Chardonnay bis zum Abwinken) sollte mich dann in Seattle noch etwas viel Unglaublicheres erwarten: Meine Einreise in die USA... Im Vorfeld hat man den einen oder anderen Witz darueber gemacht, dass die Amis mich gar nicht in ihr Land lassen. Und ich bin fest davon ausgegangen, dass man es mir - beladen mit unzaehligen Kanadabuechern, einem Visum und einer putzigen Ukulele - schon abnehmen wird, dass ich mich nur auf der Durchreise befinde, in Alaska Urlaub mache und anschliessend nach Kanada weiterreise. Das war ein grosser Irrtum... Es gehoert ja mittlerweile zum US-Einreiseprozedere, vorab genaue Angaben zu machen, warum man sich wo und mit wem in den Staaten aufhaelt und dass man akzeptiert, an der Grenze zurueckgewiesen zu werden ohne Chance darauf, die Sache vor Ort klaeren zu koennen (der Onlineantrag, von dem ich schon sprach). Auch, dass man seine Fingerabdruecke hinterlassen muss, ist allgemein bekannt und schaerfere Gepaeckkontrollen am Abflugs- und Zielort finde selbst ich sinnvoll, wenngleich nervtoetend. Darauf war ich eingestellt! Nicht eingestellt jedoch war ich auf die Tatsache, dass man ein ernsthaftes Problem hat, wenn man spaeter nicht mit dem Flugzeug, sondern wie ich auf dem Landwege ausreisen moechte. Ich zahle schliesslich keine paarhundert Euro extra, wenn es fuer die Strecke Seattle-Vancouver (ca. 200km) unzaehlige Mitfahrgelegenheiten gibt. Auch die Tatsache, dass jemand Urlaub in Alaska macht, sorgte fuer Verwirrung und Misstrauen seitens der Homeland Security Beamten.
Hier eine Kurzversion meiner 1,5-stuendigen Einreiseodyssee:
Ich hatte meine Fuesse noch gar nicht auf amerikanischen Boden setzen koenen (schwebte quasi in der Gangway dadrueber), da wurde ich schon gleich vom ersten Beamten abgefangen. Dieser stellte dieselben Fragen wie auch die anderen drei Officers, zu denen ich nach und nach durchgereicht wurde. Und auch ihm zeigte ich alle meine Dokumente, betonte wieder und wieder, dass ich nur zu touristischen Zwecken einreisen moechte und garantiert keine Arbeit aufnehmen moechte. Nachdem ich bei der zweiten Station (Passkontrolle, Fingerabdruecke etc.) eine grosse rote Karte (?!) in die Hand gedrueckt bekam, durfte ich zur naechsten Position vorruecken. Der dortige Beamte bat mich nach dem mir schon vertrauten Frage-Antwort-Einwand-Spiel ("Ein Monat Urlaub? Ist das nicht viel zu lang?!"), mein Gepaeck abzuholen und passte in der Zwischenzeit auf meinen Reisepass und mein Handy auf. Nachdem ich den Weg zurueck gefunden hatte, hiess es erstmal Platz nehmen. Waehrend ich wartete, wurde mir bewusst, dass es noch lange dauern koennte und es evtl. mit meinem Anschlussflug eng wird... Irgendwann wurde ich dann doch aufgerufen und machte die Bekanntschaft mit Mr. Barber, ebenfalls von der Homeland Security. Dieser Herr hat sich dann seeehr viel Zeit fuer mich und mein Gepaeck genommen:

Mr. Barber (sehr skeptisch): Sie wollen also nach Alaska?... Alleine?... Wo uebernachten Sie?
Ich hatte fuer meinen Online-Antrag ein Hostel gegooglet, dessen Adresse ich zum Glueck dabei hatte und die ich ihm nennen konnte. Von Matt, meinem Couchsurfer wusste ich ja nur, dass er in einer Blockhuette ausserhalb der Stadt wohnt und er mich vom Flughafen abholt.

Kennen Sie dort jemanden?

Ich habe also versucht, ihm Couchsurfing zu erklaeren, nachdem ich leider spontan "ja" gesagt hatte... Da er auch das merkwuerdig fand, war ich froh, als er zum naechsten Thema wechselte.

Wieviel Geld haben Sie dabei? ... Haben Sie eine Kreditkarte?
Ich hatte in der Tat nicht sehr viel Bargeld dabei und sollte nun irgendwie belegen, dass ich auch nach ein paar Tagen noch genug Geld fuer die Reise habe. Auf die Erklaerung, dass meine Mutter mir meine Kreditkarte hinterherschicken wird, entgegnete er nur verwundert: "Ist ihre Mutter wohlhabend, dass sie Ihnen eine Kreditkarte ueberlaesst?"

Ich verstehe nicht so ganz, warum sie erst in die Staaten einreisen moechten, obwohl sie doch ein Visum fuer Kanada haben?!
Nach einem kurzen Schockmoment fiel mir das in meinen Augen beste Argument ein und sagte ein bisschen verlegen: "Wegen der Nordlichter... Jetzt im Maerz kann ich die noch sehen." Das schien sogar Mr. Barber einleuchtend zu sein...

Was wollen sie denn einen Monat lang in Alaska machen ausser Nordlichter gucken?
Langlaufski fahren.
(Mit Blick auf mein Gepaeck) Sie haben keine Skier dabei!
Aehm... das waere zu viel Gepaeck gewesen, ich leihe mir dort welche.
Was ist denn in ihrem Gepaeck? Naja, wahrscheinlich warme Kleidung. Die Jacke die sie tragen ist ja auch zu kalt fuer dort oben. (Nein, ist sie nicht!)

Dann fing er an, mein Gepaeck zu pluendern (Gluecklicherweise musste ich nicht das grosse Fach meines Rucksacks leeren, denn dann haette ich meinen Flieger auf keinen Fall mehr bekommen.). Reges Interesse weckten meine Sparkassen-TAN-Liste (mysterioese Zahlenkombinationen!), mein Kalendar und meine zahlreichen Notizzettel. Beim Durchstoebern meiner Noten hat er dann das erste mal gelaechelt: "Oh, Buddy Holly!... Und wenn sie wieder in Seattle sind, dann sitzen sie bestimmt auf dem xyz-Platz und spielen fuer ein bisschen Geld?!" Achtung, Falle!! Ich habe unzaehlige Male geschworen, dass ich zu keiner Zeit in den USA Arbeit - in welcher Form auch immer - aufnehmen werde. Also antwortete ich: "Ja, das waere bestimmt nett, ist aber sicherlich illegal." Dann kam ein ganz ernstes tiefes "Right!"

Nach weiteren unzaehligen Fragen durfte ich meine Sachen packen und bekam endlich mein Visum ausgehaendigt. Gerade noch rechtzeitig vor Ablauf der Boarding Time erreichte ich das Gate und sass endlich im Flieger Richtung Fairbanks. Die halbe Maschine war von der US Army gechartert und so habe ich entdeckt, dass Truppenunterhaltung ein Talent von mir ist. Besonders die Sache mit Alice Cooper fanden sie toll und als ich feststellte, dass sich mein Notebook nicht im Handgepaeck, sondern noch bei den netten Herren am Flughafen befindet, die damit drohen unbeaufsichtigtes Gepaeck zu vernichten, hagelte es aus allen Reihen Beileidsbekundungen.
Irgendwann bin ich eingeschlafen und wurde vom Aufsetzen der Maschine geweckt. Yeehah, Fairbanks!
Es war schon spaet abends, der Flughafen kurz vor der Schliessung und die Leute am Gepaeckband hatten sich in Luft aufgeloest. Da waren nur noch die drei Gepaeckstuecke, die einsam ihre Runden drehten, ein ausgestopfter Braun- & Polarbaer und Nina, die feststellte, dass ihre US-Sim-Karte in Alaska nicht funktioniert und nicht nur das Notebook in Seattle geblieben ist, sondern das ganze Gepaeck.
Irgendwie war mir das mit dem Gepaeck zu dem Zeitpunkt auch egal. Hauptsache war, angekommen zu sein. Kurz nachdem ich mein Gepaeck als vermisst gemeldet hatte, kam auch schon Matt und wir fuhren zur Cabin, wo er mit Mandy und einem Rudel Huskies wohnt. Dort angekommen haben wir noch eine Weile gequatscht und irgendwann bin ich zufrieden auf meiner Couch eingepennt.
Nun liegt meine Ankunft schon unglaubliche neun Tage zurueck und ich komme erst jetzt dazu, meinen ersten Bericht zu verfassen... Das hat mehrere Gruende. Zum einen ist Internet selten in Reichweite und zum anderen bin ich permanent unterwegs. Ich stolpere quasi von einer unternehmungsfreudigen WG in die naechste. Morgen werde ich wenn moeglich ein paar Bilder hochladen und ein paar Worte darueber verlieren (allerdings nicht soviele wie jetzt...).

Viele liebe Gruesse aus dem nicht allzu kalten Alaska (-15 bis -30 Grad, sehr angenehme Kaelte!),
Nina


PS - Vorgestern war es endlich so weit: Nordlichter!!! Alleine deswegen hat sich die Reise gelohnt!

Dienstag, 2. März 2010

???!!!

Seit ein paar Wochen mehren sich die Fragezeichen über Köpfen meiner Mitmenschen. Hier nun der Versuch der Beantwortung eines Großteils der Fragen:



Blog?!? Ich dachte, Du wolltest mal so richtig offline sein?
Ja, allerdings musste ich mir nach langem Überlegen eingestehen, dass so ein Blog recht praktisch ist.

Hast Du Dich nun endlich entschieden, ob Notebook ja oder nein?

Ich hatte mich für nein entschieden und dann hat mir meine Schwester ihr altes Notebook geschenkt... Natürlich nehme ich das mit, anstatt dort drüben eines zu kaufen.

Warum eigentlich Vancouver?!?

Ich bin im September 2008 zufällig auf diese Stadt gestoßen, habe ein wenig recherchiert und mir dann gesagt: "Eine outdoor- und kulturvernarrte Stadt, eingequetscht zwischen schneebedeckten Bergen und dem Pazifik? Warum nicht?" Und dann gibt es da auch noch ein altes Vaudeville Theater (das älteste Nordamerikas!), das es vorm Abriss zu bewahren galt. Mittlerweile befindet sich das Gebäude in solch desaströsem Zustand, dass das Vorhaben aufgegeben wurde...

Bist Du nicht zu spät dran für die Olympischen Spiele?

Nein, ich boykottiere diese übertriebene Wintersportkarnevalsveranstaltung, die dafür gesorgt hat, dass es nun dreimal soviele Obdachlose in Vancouver gibt, 100000 Bäume gefällt wurden und dass es seitens der Stadt massive Einsparungen im sozialen und kulturellen Bereich gibt und geben wird, da die Olympischen Spiele "unerwarteterweise" teurer als ursprünglich veranschlagt geworden sind (irgendeine Summe im dreistelligen Millionenbereich).

Warum dauert die Reise so lange?

Wenn man so lustig am Rumplanen ist, kann es schon mal sein, dass gewisse Vorhaben miteinander kollidieren. Z.B. der Sommerjob in Alaska und der Road Trip mit dem Schulbus. Dann streckt man den Aufenthalt einfach und schon passt es wieder.

Apropos: Warum um Himmels Willen Alaska (Du Frostbeule!)? Ich dachte New York?

Anfang des Winters ist mir schlagartig bewusst geworden, dass ich mit New York gar nichts anfangen kann. Wusste gar nicht, was ich dort ueberhaupt soll?! Nach unzähligen Alternativen (darunter das South by Southwest in Texas) ist mir dann wieder “eingefallen” dass ich irgendwann auch nach Alaska wollte und ich im März sogar noch die Möglichkeit hätte, Nordlichter zu sehen. Und weil Fairbanks DER Ort ist, um danach Ausschau zu halten, geht es zuerst dorthin. Außerdem muss man da mal jemand vorbeischauen und die Leute zur Rede stellen, dass sie so eine dumme Nuss wie Sarah Palin unterstützen...

Wie und wo wirst Du dort wohnen, wenn Du reist?

Couchsurfing!!! Ich bin seit Jahren überzeugte Couchsurferin. Die Schlafplätze sind für die ersten 1-2 Wochen gesichert (länger im Voraus plant man das in der Regel nicht). Oft ist es irgendwann so, dass man als Couchsurfer einfach zu Freunden weitergereicht wird und sich kaum noch darum kümmern muss.

Das hört sich nach sehr viel Freizeit an?!

Jepp :) Ich werde meine Gastgeber bekochen, mein Ukulelespiel verbessern und letztendlich perfektionieren, lesen (ganze Bücher und nicht immer diese halb angefangenen...), mein rebellisches Knie auf Vordermann bringen, stundenlang Cafés belagern, quatschen, mich mit anderen Urban Explorern auf die Suche nach Schlupflöchern machen... vor allem ganz viel sehen und lernen! Aber das werde ich ja auf diesem Blog genauer schildern, wenn es soweit ist.

Warum eigentlich 141° West?

Auf dem hunderteinundvierzigsten Längengrad verläuft die Grenze zwischen Alaska und Kanada.





Und zu guter Letzt ein paar Dinge, die mich mehr oder weniger beeinflusst haben:

- Dagobert Duck stieß 1896 als armer Schlucker während des grossen Goldrausches
im Yukon (kanadisches Grenzgebiet zu Alaska) auf Gold
- der Grosse Wagen, mein Lieblingssternbild, ziert die Flagge Alaskas
- "Drop City" von T.C. Boyle
- die Berichte anderer Couchsurfer, die lange gereist sind und meine eigenen
Erfahrungen diesbezüglich
- ein langer denkwürdiger Aufenthalt auf der vollkommen vernebelten Zugspitze
- die vielen abenteurlichen Reisen, auf die ich von klein auf mitgenommen wurde
- Kaffee in all seinen Variationen (Seattle ist die Heimat von Starbuck's)
- noch gibt es Gletscher, die man bestaunen kann
- Huckleberry Finn
- ich werde in Deutschland niemals einen riiiiesigen Hippiebus fahren dürfen
- Indianer(-weisheiten)
- Natur
- das ein oder andere gute Gespräch
- ...

Route

Da habe ich seit September 2008 unglaublich viel Zeit ins Recherchieren und das Zurechtlegen einer Route gesteckt... um relativ spät zu der Erkenntnis zu gelangen, dass das Verwerfen von Plänen (so umsetzungswürdig sie auch sind) ein großer Bestandteil einer solchen Reise ist und ich eigentlich nichts weiter brauche als ein paar Ankerplätze, die ich ansteuere, damit ich auch tatsächlich einen Fuß vor den anderen setze und nicht gleich am erstbesten Ort versacke. Alles andere ergibt sich unterwegs.


5.März: Dank British Airways und Alaska Airlines von Hamburg über London und Seattle nach Fairbanks

März: Alaska! Nordlichter gucken in Fairbanks, Hundeschlitten fahren, Skilanglauf, endlich mal ein richtiges Iglu bauen, sich Gedanken über die Weiterreise machen...

31.März: Von Anchorage nach Seattle (Grunge! Kaffee! Frühling!) Alles machen außer Arbeiten und dabei versuchen nicht zu vergessen, dass das Ziel eigentlich Vancouver heißt

Mai/Juni: Nachdem ich hoffentlich in Vancouver angekommen sein werde: Eine nette WG mit meiner Anwesenheit beglücken und einen Broterwerbsjob finden, der mir soviel Zeit lässt, die offiziell lebenswerteste Stadt der Welt zu erkunden

Juli/August: Alaska again! 6 Wochen "Sadie Cove Wilderness Lodge" (Ökohotel mitten in der Wildnis): Gäste und Gepäck durch die Bucht schippern, Holz hacken, Honeymoon Suite putzen, Heilbutt fischen...

August/September: Fringe Festival in Vancouver (möglichst zum Arbeiten, gerne auch als Gast)

Oktober: Vancouver

November: Immer noch Vancouver

10.Dezember: Vancouver - Hamburg --> Heimaturlaub :)

Ab ca. Mitte Februar: Ostküste Kanadas! Die letzten Wochen meiner Arbeitserlaubnis auskosten. Mich dabei nach Québec vorwagen (und mich mit dem Akzent anfreunden...), die Theaterszene in Toronto erkunden und dann auch endlich nach New York fahren. Ganz wichtig: Einen Schulbus kaufen und den Ausbau starten!

Frühsommer: Frauke und Matti freudestrahlend in die Arme schließen, die ihr Studium extra schnell durchziehen, damit sie dem Neo-Hippie-Bus noch ihre persönliche Note geben können

Juli/August/September: Road Trip (von der Ost- zur Westküste). Ziel: Burning Man Festival!

Ende September: Schulbus verkaufen und sich fragen, wo die Zeit geblieben ist...